Hans-Joachim Hahn: Katalogdaten im Frühjahrssemester 2017

NameHerr Dr. Hans-Joachim Hahn
DepartementGeistes-, Sozial- und Staatswissenschaften
BeziehungDozent

NummerTitelECTSUmfangDozierende
851-0301-06LWissen des Ressentiments - Antijüdische Text- und Bildtraditionen3 KP2VH.‑J. Hahn
KurzbeschreibungDie Vorlesung untersucht zentrale Stationen antijüdischer Wissensproduktion von der Antike bis heute. Erkenntnisleitend ist die Frage nach den Paradigmenwechseln und Neukodierungen dieser Traditionen. Neben textuellen Quellen werden auch visuelle Repräsentationen des Jüdischen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten (Frühchristentum, Hochmittelalter, Reformation etc.) analysiert.
LernzielZiel der Vorlesung ist es, beispielhaft Ambivalenzen der westlichen Kultur und Wissenschaft zu beleuchten, die nicht nur die Idee der Menschenrechte hervorgebracht haben, sondern zugleich auch von Traditionen antijüdischen Wissens geprägt sind. Neben einschlägigen Positionen aus der Antisemitismusforschung werden auch gegenwärtige Diskussionen aus der Rassismusforschung einbezogen. Zudem macht die LV mit unterschiedlichen ästhetischen Verfahren in verschiedenen Medien bekannt, in denen antijüdische Vorstellungen des Jüdischen reproduziert, verschärft oder kritisch dekonstruiert werden.
InhaltDas Wissen vom Anderen dient dem Entwurf des Eigenen. So produziert gerade der moderne Antisemitismus, dessen Anfänge in der Ablehnung der Emanzipation seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert liegen, ein sich ständig wandelndes, flexibles und anpassungsfähiges Wissen des Ressentiments. Insbesondere im 19. Jahrhundert sind dabei Wissenschaft und Antisemitismus vielfach miteinander verknüpft. Eine Wissensgeschichte des Antisemitismus geht deshalb von dem wissenschaftlichen Anspruch aus, der dem in den 1870er Jahren geprägten Neologismus unmittelbar eingeschrieben ist, und fragt, welche älteren Text- und Bildtraditionen jeweils aufgegriffen und transformiert werden und wie dieses gewissermaßen toxische Wissen zur Begründung von Gemeinschaften dient. Ganz grundsätzlich wird so die Frage nach den prägenden Faktoren zeitbedingter Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit gestellt. Während antisemitische Vorstellungen um 1900 herum selbstverständlich in Disziplinen wie der Nationalökonomie, der Psychologie, den Gesellschaftswissenschaften oder der Philosophie anzutreffen sind, sind auch technische Fächer betroffen. Insbesondere bei der Wahrnehmung moderner Technologien lassen sich etwa in kulturkritischen Texten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts antisemitische Deutungsmuster beobachten.