Grégoire Meylan: Katalogdaten im Herbstsemester 2020

NameHerr Dr. Grégoire Meylan
Adresse
ZHAW
Stadthausstrasse 14, P.O. Box
8401 Winterthur
SWITZERLAND
Telefon0589344243
DepartementUmweltsystemwissenschaften
BeziehungDozent

NummerTitelECTSUmfangDozierende
701-0651-00LKoevolution zwischen Gesellschaft und Umwelt: Analyse und Einflussnahme3 KP2VG. Meylan
KurzbeschreibungGrundlagen einer interdisziplinären Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung. Leitorientierung: umfassend verstandene Nachhaltige Entwicklung. Outcome: innovative und fundierte Zukunftsstrategien für Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Wiss. Zugang: Umwelt- und Makrosoziologie, ökologische Ökonomie, industrielle Ökologie, Institutionen- und Innovationstheorie, Sozialökologie.
LernzielAllgemeine Zielsetzung:
Einführung in die Grundlagen einer handlungsorientierten, umweltsozialwissenschaftlichen Analyse zentraler gesellschaftlicher Mechanismen vor dem Hintergrund (1) der Leitidee Nachhaltiger Entwicklung und (2) der Tatsache des "Anthropocene" (die Menschheit als geologische Kraft).

Methodisches Wissen:
Die Studierenden werden vertraut gemacht mit ausgewählten Diskursen und Analyse- sowie Einflussnahmeansätzen aus den Bereichen Umwelt- und Makrosoziologie, ökologische Ökonomie inkl. wachstumskritische Ansätze, industrielle Ökologie, Entwicklungstheorien, Institutionen- und Innovationstheorie, Theorien des sozio-technischen Wandels, Sozialökologie, Politikwissenschaften, Management und Business. Es wird mithilfe von Fallballspielen gezeigt, wie Umweltsystemwissenschaftler die Analyse von und Einflussnahme auf Gesellschaft-Umwelt-Systeme in Einklang bringen können.

Vermittelte Fähigkeiten:
1) Zielwissen: Die Studierenden werden mit Idee und Deutungsspektrum des Begriffs „Nachhaltige Entwicklung“ und Paradigmen der Nachhaltigkeitswissenschaften (d.h. «Human Exceptionalist Paradigm, New Ecological Paradigm, Ecological Modernization, Treadmill of Production») vertraut gemacht und in die Lage versetzt, sich kreativ in den aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs einzubringen. Hierzu gehört auch die Fähigkeit, die nachhaltigkeitsrelevanten Fragen im eigenen Fachgebiet (z.B. in der Biogeochemie und Schadstoffdynamik oder im Wald- und Landschaftsmanagement) zu identifizieren und zu erarbeiten, damit sie in Fallstudien des Studiums und später im Beruf wissenschaftlich fundierte und wirkungsvolle Handlungsoptionen erarbeiten können.

2) Analysewissen: Die Veranstaltung legt Grundlagen, die die Studierenden als Akteure in Wissenschaft sowie Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in die Lage versetzen, reflektiert die tieferen Ursachen und vielfältigen Effekte der heutigen Nichtnachhaltigkeit zu verstehen und zu erkennen, dass wir schon das Zeitalter des Anthropocene mit seinen Chancen und Gefahren erleben.

3) Transformationswissen: Die Veranstaltung öffnet den Blick auf notwendige innovative Lösungsstrategien in den Bereichen Wirtschaft/Unternehmen, Politik, Zivilgesellschaft - jenseits von kurzsichtigem Pragmatismus und Symptombekämpfung
InhaltEinleitung

Kurzes Nachhaltigkeits-Update:
Ursprünge der Leitidee Nachhaltige Entwicklung, normative Grundlagen, Konzepte. Was bleibt gültig nach 25 Jahren Nachhaltigkeitsdiskurs? Was heisst nachhaltig wachsen (Von Hauff & Jörg, 2017)?

Koevolution zwischen Gesellschaft und Ihre Umwelt:
Woran hängt es, dass Gesellschaften sich entwickeln und neue (nachhaltige) Wege beschreiten oder aber scheitern? Erkenntnisse aus der Umwelt- und Makrosoziologie (Gross, 2011; Nolan & Lenski, 2008). Und: Welche Rollen kann dazu der Umweltwissenschaftler annehmen? Analysieren und Einfluss nehmen als wissenschaftlichen Beitrag verstehen und so Ansätze und Disziplinen einordnen und richtig einsetzen.

Teil I: Analyse

Cleaner Production:
Seit mehr als 20 Jahren fördern internationale Organisationen wie die UN (UNIDO) die Cleaner Production als Arbeitspferd der Nachhaltigen Entwicklung in Unternehmen, vor allem im Globalen Süden und in Schwellenländern. Was bietet nun Cleaner Production über Ökoeffizienz als Leitmotiv hinaus? Einsichten in die Geschichte und Erfolge der National Cleaner Production Centres mit Fokus auf Jordanien und Ausblick. Wie könnte Cleaner Production auf regionaler Ebene aussehen: Regionaler Stoffhaushalt (Baccini & Bader, 1996).

Industrial Ecology:
Industrien und Industrienetzwerke wie natürliche Ökosysteme gestalten: Geht das Überhaupt?

Wachstumskritische Ansätze:
Kann wachsen nachhaltig werden? Welche Länder haben es gewagt und mit welchem Erfolg? Glaubwürdige Alternativen zum Wachsen (Jackson, 2009).

Perspektiven aus dem Globalen Süden:
Sufficiency gone global… Konsumenten im Norden verbrauchen weniger, damit der Globale Süden seine legitimen Ansprüche auf materiellen Wohlstand (Ernährung, Sicherheit, Unterkunft, usw.) erfüllen kann und natürliche Ressourcen und Senken (z.B. globales Klima) erhalten bleiben: Auf der Suche nach Nachhaltigkeit in einer ungerechten Welt (Swilling & Annecke, 2010).

Teil II: Einflussnahme

Corporate (Social) Responsibility:
Unternehmen als Mittreiber des Wandels, von Ecolabels (z.B. Max Havelaar) bis zur Global Reporting Initiative (GRI).

Sustainability Transitions:
Kann man den Wandel zur Nachhaltigkeit steuern und beschleunigen? Das ist die grosse Ambition der «Sustainability Transitions». Diese sozialwissenschaftlich geprägte Disziplin strebt dazu an, Einfluss auf gesellschaftliche (z.B. politische) Prozesse zu nehmen. Veranschaulichung mittels einer Fallstudie zur neuen Abfallverordnung in der Schweiz.

Sozial-Ökologie:
Mehr soziale Ungerechtigkeit führt zu mehr Umweltschäden. Eine Umweltpolitik (und politische Instrumente wie eine CO2-Abgabe) muss somit immer auch eine Sozialpolitik sein. Eine der zentralen Thesen des Ökonomen Eloi Laurent (Laurent, 2012).

Deliberative Demokratie:
Was ist der Ursprung der deliberativen Demokratie? Was sind unterschiedliche Formen der deliberativen Demokratie? Könnte es zu einem radikalen Wandel zur Nachhaltigkeit beitragen (Arriaga, 2014)?

Teil III: Analyse und Einflussnahme in Einklang bringen, wie geht das?

Fallbeispiel I: Abfallwirtschaft in den Seychelles (Prüfungsvorbereitung)

Fallbeispiel II: Beitrag der Abfallwirtschaft zur Schweizer Energiewende (Unterrichtsbeurteilung)

Fallbeispiel III: Kleinbauern in Burkina Faso

Schlussveranstaltung: Fazit und Ausblick
SkriptSkriptum und Zusatzunterlagen werden in der Lehrveranstaltung abgegeben
LiteraturArriaga, M. (2014). Rebooting Democracy: A Citizen's Guide to Reinventing Politics. London: Thistle Publishing.
Baccini, P., & Bader, H.-P. (1996). Regionaler Stoffhaushalt: Erfassung, Bewertung und Steuerung. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Gross, M. (2011). Handbuch Umweltsoziologie. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Jackson, T. (2009). Prosperity without growth: Economics for a finite planet. London: Routledge.
Laurent, E. (2012). Demokratisch-gerecht-nachhaltig: Die Perspektive der Sozial-Ökologie: Rotpunktverlag.
Nolan, P., & Lenski, G. (2008). Human Societies: an introduction to macrosiology. Boulder, CO: Paradigm Publishers.
Swilling, M., & Annecke, E. (2010). Just transitions: Explorations of sustainability in an unfair world. Tokyo: United Nations University Press.
Von Hauff, M., & Jörg, A. (2017). Nachhaltiges Wachstum. Oldenbourg: De Gruyter.
Weitere Angaben in der Vorlesung
Voraussetzungen / BesonderesErwartet wird die Bereitschaft zur individuellen vertiefenden Auseinandersetzung mit der behandelten Thematik und die aktive Teilnahme an den Diskussionen