The seminar focuses on the cultural knowledge by Thomas Mann. In the narrations of Thomas Mann the controversial categories race, class gender can be analysed. It is characterised in his works by ambivalent conceptions of alterity and minority. In their analysis stereotypical character descriptions are also going to be considered as their discourse-historical backgrounds.
Objective
Determine aspects of cultural studies in literature as alterity, ethnicity, gender constructions, Religion. Training problem-based circumvention with literature and its social functions. Drafting on category-typological and narratological foundations. Critical examination of research positions and developing own research focus.
Content
Thomas Mann war wie kaum ein anderer Autor ein geradezu manischer Interpret seines eigenen Schaffens. Die Forschung orientierte sich jahrzehntelang an den Selbstkommentaren des Autors und so dominierten textimmanente und biographische Interpretationen. Im Gegensatz dazu will dieses Seminar Manns Werk unter kulturwissenschaftlicher Perspektive beleuchten und dabei auch neue theoretische Zugänge (Diskursanalyse, Postcolonial/ Gender Studies u.a.) fruchtbar machen. Die Komplexität der Texte kann nicht allein auf die Intention des Autors zurückgeführt werden, da ein literarischer Text als Teil eines durch bestimmte Regeln und Konventionen geprägten Diskurses zu verstehen ist. Deshalb widmet sich das Seminar schwerpunktmäßig den Diversitätskategorien Race, Class und Gender, die zunächst theoretisch untersucht und anschließend auf die Texte Thomas Manns bezogen werden. Manns Erzählwerk zeichnet sich durch ambivalente Alteritäts- und Minoritätsdarstellungen aus: So finden sich beispielsweise stereotyp gezeichnete Figuren wie die des Börsianers oder des kapitalistischen Unternehmers, die u.a. mit antisemitischen Klischees verbunden werden und dem um 1900 entworfenen Typus des erfolgreichen "jüdischen Parvenüs" entsprechen. Auch die Repräsentationen weiblicher und/ oder als geschlechtsspezifisch untypischer Protagonisten soll kritisch untersucht werden. Im Hinblick auf die Darstellung der Frauenfiguren spricht die Forschung von einer misogynen Tendenz, die sich vor allem im Motiv der horror feminae zeige: Im tradierten Bild der femme fatale manifestiert sich die (männliche) Angst vor dem weiblichen Geschlecht. Auffällig ist zudem, dass Figuren mit "unmännlichen" Eigenschaften in Manns Erzählwerk zumeist auch ökonomisch scheitern, so dass Parallelen zu repressiven zeitgenössischen Wirtschaftsdiskursen gezogen werden können. Das Hauptaugenmerk liegt jeweils auf der Frage, ob die Texte Manns die stereotypen Diskurse bloß affirmieren oder diese auch subversiv unterlaufen. Ziel des Seminars ist demnach, den kritischen Blick der TeilnehmerInnen auf repressive Ordnungskategorien wie Geschlecht, Ethnie und soziale Klasse zu schulen.
Literature
Zur Vorbereitung des Seminars wird die Lektüre der frühen Erzählungen empfohlen (Textgrundlage: Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Band 2.1: Frühe Erzählungen 1893-1912).
Prerequisites / Notice
German
Performance assessment
Performance assessment information (valid until the course unit is held again)